IN TRANSITION
freie Arbeit

Aus anthropologischer Perspektive betrachtet lässt der private Wohnraum domestic space bzw. der Raum, den wir das zu Hause nennen, Schlüsse auf unsere kulturellen Praktiken in zweierlei Hinsicht zu:
Zum einen ist es oftmals ein gemeinsamer, geteilter Raum, an dem viele (Familien-) Rituale stattfinden, in dem Aufgaben unter den Mitbewohnern aufgeteilt werden und an dem sich unser Alltagsverhalten offenbart. Um den kulturellen Raum in seiner kleinsten Einheit zu beobachten, sozusagen als Mikrokosmos im Makrokosmos, ist das zu Hause äußerst aufschlussreich.

Zum anderen ist unser zu Hause der Ort, an dem wir unterscheiden zwischen dem, was „wir" oder „ich" und dem, was die „anderen" sind. Das zu Hause besteht also aus dem, was wir als privat betrachten und definiert sich an der Differenzierung zu dem, was wir als fremd, nicht unseres, öffentlich begreifen. So gesehen steht der 'domestic space' für die Erweiterung unserer kulturellen Identität, er gibt Aufschluss über unseren kulturellen, psychologischen und persönlichen Zustand.

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Diese Fotoserie zeigt Menschen „IN TRANSITION", in Ubergangssituationen. Menschen, die an solchen Plätzen leben, die dem dem Bild des zu Hauses als heiligen Ort, als Rückzugsgebiet nicht entsprechen; Menschen, die an einem Ort leben, den sie nicht als ihr zu Hause bezeichnen und diesen auch nicht als solchen empfinden. Obwohl die Personen ihre jeweilige Bleibe eigentlich nur übergangsweise beziehen wollten, verharren viele von ihnen dort für sehr lange Zeit, ohne den Wunsch, sich dort niederzulassen, aber auch ohne greifbare Perspektive. Manchmal wird aus dem vermeintlichen zu Hause ein Ort der Einsamkeit. Blickt man aufmerksam um sich, findet man viele Menschen, die heimatlos und oft fern ihrer Heimat wohnen; aus verschiedensten und oftmals tragischen Gründen.